In Lauenau fand heute Norddeutschlands schwerster und schönster Radmarathon statt. Den "Weserbergland Radmarathon" mit 210 Kilometer Entfernung und 3.500 Höhenmeter bin ich natürlich nicht gefahren. Es wurde gleichzeitig auch die "RTF Weserbergland-Tour" angeboten. Es standen 4 Strecken zur Verfügung: 45 km/500 hm, 85 km/1200 hm, 119 km/1900 hm, 151 km/2500 hm. Vor den Höhenmetern aller Strecken hatte ich einen großen Respekt. Für mich kamen nur die 85 oder die 119 KM-Strecke in Frage. Die Entscheidung wollte ich auf der Strecke treffen.
In Helmuts-Radsport-Forum hatte ich vor einiger Zeit gepostet, dass man bei der langen Anreise zu dieser RTF Fahrgemeinschaften bilden könnte. Es meldete sich Reinhard den ich morgens um 6:00 abholte. Wir fuhren gemeinsam nach Lauenau und starteten nach der Anmeldung in Laueneau gemeinsam und fuhren dann die 119 KM-Strecke gemeinsam bis zum Ziel.
Auf den letzten Kilometern der Anreise bis nach Lauenau machten Reinhard und ich uns schon Gedanken ob man nicht doch Licht hätte mitnehmen sollen. Oder ob wir ausreichend warme Kleidung dabei hatten, denn der Bordcomputer des Autos zeigte nur 10 Grad an. Beim Auspacken des Autos stellten wir dann fest, dass die Sonne noch rechtzeitig aufgegangen ist. Bei der Kleidung entschieden wir uns für die Sommerkollektion mit Windjacke was in der ersten Stunde auf der Strecke sehr kalt war.
Bei Sven im Helmuts-Radsport-Forum habe ich gelesen, dass ca. 500 Fahrer gestartet sind wovon 130 Marathoni die komplette Strecke absolvierten.
Reinhard und ich starteten ganz einsam in Lauenau um ca. 7:30 Uhr. Der erste Block war weg und es starteten nur noch einzelne Fahrer. Auf unserem Weg vom Deister-Sünteltal durchs Auetal, durchs Wesertal, durchs Extertal, bis in das Kalletal erwärmte die Sonne stetig die Außentemperatur, wechselten die verschiedenen Landschaftsbilder und nahm der Spaßfaktor an dieser Tour mit jedem Kilometer zu. Die Kombination aus dem sehr gutem Wetter und der schönen Landschaft des Schaumburger Land ließen diese RTF zu einer ganz besonderen Tour werden.
Auf unserer 119 Km-Strecke ließen die Steigungen nicht lange auf sich warten. Ganz schnell hatte ich das kleine Kettenblatt zu fassen und fuhr trotzdem einige Meter im Wiegeschritt. Es waren vier größere Steigungen zu bewältigen. Gut das ich nicht alleine unterwegs war, denn Reinhard hatte am Berg deutliche Gewichts- und Konditionsvorteile und spornte mich bei jeder Steigung an am Hinterrad zu bleiben. Ich glaube ich war der einzige Fahrer in meiner Gewichtsklasse. Einige Fahrer waren besonders leicht und flogen am Berg nur so vorbei. Auf den wenigen Geraden konnte ich gut mithalten und hatte bei den vielen Abfahrten besondere Vorteile durch die Erdanziehung. Es war eine ganz andere RTF wie ich sie sonst fahre.
Ich war besonders froh, dass die Radsportabteilung SV Victoria Lauenau 4 Kontrollen und Verpfegungsstätten auf unser Stecke aufgebaut hat. Es gab leckere Rosinenbrötchen, Birnen, Melonen, Weintrauben, Kekse, Bananen, Riegel und erfrischende Getränke. Ich war ganz dankbar bei den Stopps etwas zu verschnaufen. Es war heute besonders schwer für mich. Die Organisation, die Verpflegung und die Ausschilderung dieser RTF war ausgesprochen professionell.
Die vierte Kontrolle war kurz vor der Weserfähre. Die Temperatur war auf gefühlte 20 Grad oder sogar mehr gestiegen und die Beine brannten nach den bereits gefahrenen 100 Kilometer. Es wurden die letzten Kohlenhydrate und Getränke aufgenommen und der letzte Stempel in die Karte gedrückt. Direkt nach der Kontrolle wurden wir vom Kapitän der Weserfähre mit einem "Willkommen an Bord" empfangen. Nach dem übersetzen über die Weser stand die letzte und anstrengendste Steigung bevor. Es ging vorbei an der Schaumburg und an der Paschenburg hinauf auf eine Höhe von ca 320 Meter über NN. Diese Steigung konnte ich leider nicht in einem durchfahren. Ich musste bei einem Puls von 174 Schlägen/min. drei als Fotostopps getarnte Pausen einlegen. Reinhard wartete auf dem höchsten Punkt auf mich. Diese Steigung verlief in leichten Serpentinen an den Burgen vorbei. Man konnte schnell wahrnehmen, dass man an Höhe gewinnt und hatte einen Überblick über die sehr schönen Landschaften.
Die Abfahrt war sehr rasant. In der Spitze erreichte ich eine Geschwindigkeit von 76,5 km/h. Die Kurven der kleinen Serpentinen konnte man sehr gut fahren, da die Reifen ausreichend Gripp hatten. Morgens mit 10 Grad war das nicht so.
Die Hoffnung, das das die letzte Steigung vor dem Ziel war erfüllte sich nicht. Irgendwie mussten ja auch die 1900 Höhenmeter zusammenkommen. Es kamen noch 2 leichte Steigungen die aber nach den gefahrenen Kilometern und Höhenmetern besonders weh taten. Als wir das Ziel erreichten war ich wirklich froh und geschafft. Nach Abholung der Wertungskarte genehmigten Reinhard und ich uns einen Kaffee und einen besonders leckeren Pflaumenkuchen und quatschten noch mit den Fahrern mit denen wir die letzten Kilometer gefahren sind.
Wir verstauten unsere Bikes und machten uns dann auf unsere 160 km lange Rückfahrt. Ich glaube Reinhard und auf jeden Fall ich waren von dieser RTF und unserer Fahrgemeinschaft für An- und Abfahrt sowie die Fahrgemeinschaft während der RTF ganz begeistert. Es war auf den vielen Anstiegen Zeit für eine ausgiebige Konversation. Ich denke alleine hätte bei mir die Motivation nicht gereicht für die 119 km. Zu zweit geht so eine Tour viel besser.
Nächstes Jahr werde ich diesen Termin wieder einplanen.
Ein paar Tage später habe ich erfahren, dass mehrere aus unserem Verein bei dieser RTF unterwegs waren. So war Erhard 8 Stunden auf der Marathon-Strecke unterwegs.
Diashow von der RTF Weserbergland-Tour
119 Kilometer - Schnitt 24 km/h - Fahrtzeit 5:04 Stunden
4886 Kilokalorien - 1900 Höhenmeter!!!
Max. Puls 170 - Durchschn. Puls 139
Sonntag, September 16, 2007
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