Nach der Cyclassic 2007 wurden Dieter und ich von einem Redakteur der Regionalen Beilage des Hamburger Abendblattes interviewt. Folgender Artikel ist heute erschienen:
Radsport 22 000 Jedermannfahrer bei den Vattenfall-Cyclassics
"Der Jubel treibt einen an"
Dieter Hotopp und Karsten Niemann aus Buchholz schildern ihre Erlebnisse auf der 100 Kilometer langen Strecke.
Von Peter Hansaul
Harburg/Buchholz -
Die Vattenfall-Cyclassics, das ist die große Herausforderung für 22 000 Menschen, die unter dem Markenzeichen "Jedermänner" auf die 55, 100 oder 155 Kilometer lange Strecke rollen. Die meisten dieser Freizeitsportler haben Monate lang trainiert und sich penibel vorbereitet. Wobei jeder seine ganz persönlichen Ziele mit in dieses Radrennen nimmt. Zwei von ihnen, Dieter Hotopp und Karsten Niemann, beide Mitglieder der Radsportsparte von Blau-Weiss Buchholz, schildern ihre Eindrücke vom ihrem Rennen über 100 Kilometer.
Dieter Hotopp (47), Ingenieur und Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens, ist vor elf Jahren vom Marathon in den Fahrradsattel umgestiegen und hat seinen Ehrgeiz mitgenommen. Er legt jährlich bis zu 15 000 Kilometer mit dem Rennrad zurück. Sein Ziel bei den Cyclassics zu den schnellsten 100 Fahrern zu gehören.
"Ich bin um 4.30 Uhr aus dem Bett, war mit meinem Freund Thomas Horn gegen sieben in Hamburg. Wir sind um 8.05 Uhr gestartet. In unserem Block B waren die 500 Schnellsten über 100 Kilometer. Der unangenehmste Teil ist die Strecke durch den Hafen. Dort laufen viele Schienen. Die werden zwar mit Sand gefüllt, aber vor und neben mir hab ich wieder fünf oder sechs Stürze gezählt. Wenn du vorne dabei sein willst, gibt es ein unerbittliches Gesetz: Du musst an der Spitzengruppe dran bleiben, koste es, was es wolle. Und das kann brutal hart werden. Ich bin Ingenieur und Zahlenmensch, kontrolliere meinen Herzschlag mit dem Pulsmesser. Obwohl das Rennen sehr schnell war, hatte ich meist eine Pulsfrequenz von 171. Das hat mich beruhigt, es gab noch Reserven. In Asendorf gibt es die ersten härteren Anstiege. Die Spitzenleute machen sofort Tempo. Die Ersten aus dem Pulk fallen zurück. Durch Buchholz sind wir mit über 50 km/h gejagt. Der Jubel der Menschen treibt einen an. Von Alversen an gibt es immer wieder Anstiege und kurze Abfahrten, bei Leversen haben wir den höchsten Punkt der Strecke erreicht. Dann kommt die lange Abfahrt den Ehestorfer Heuweg herunter. Dort kann man sich etwas ausruhen, aber bei 70 km/h muss man höllisch aufpassen. Dann sieht man schon die Köhlbrandbrücke vor sich mit dem härtesten Anstieg. Wenn man dort an einem Konkurrenten vorbeifährt, ist das wie ein frischer Kraftquell. Und ich habe einige hinter mir gelassen. Als ich oben auf der Brücke ankam, wusste ich: Du hast es geschafft. Und ich wusste auch: Ich war so schnell wie nie zuvor. Der Endspurt durch die Innenstadt und dann dieser Jubel und Krach und die vielen fröhlichen Gesichter, wenn du in die Mönckebergstraße einbiegst und das Ziel vor dir siehst. Wann sonst erlebt man solche Gefühle. Ich bin 2:20,40 Stunden gefahren.
So ähnlich und doch ganz anders hat Karsten Niemann (44), Geschäftsführer der MDS Messebau in Buchholz, die 100 Kilometer erlebt. Er ist 50 Minuten später in einem Pulk von 1000 Fahrern gestartet. "Ich bin auf der ganzen Strecke mein eigenes Tempo gefahren. Wenn mir eine Gruppe zu schnell war, habe ich mich zurückfallen lassen und Anschluss an eine neue Gruppe gesucht. Das hat wunderbar geklappt. In Jesteburg und in Buchholz habe ich genossen, was die dort alles inszeniert hatten. Vor dem harten und längsten Anstieg in Langenrehm hatte ich Angst. Im Vorjahr war das schrecklich. Diesmal aber habe ich das im großen Gang geschafft. Geärgert hat mich, dass die 20 Fahrer dahinter uns vorne allein schuften ließen. Ich hatte nicht den Eindruck, dass die Stimmung an der Strecke lustloser als sonst war. Ich hoffe, dass dieses Glücksgefühl im Ziel noch ein paar Tage nachklingt. Karsten Niemann kam nach 2:35 Stunden ins Ziel.
erschienen am 20. August 2007
Montag, August 20, 2007
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